Trotz mannigfacher Herausforderungen innerhalb der Pädiatrie gab es lange Zeit keine adäquate Aus- und Weiterbildung, um Fachpersonal darauf vorzubereiten, wie schwerstkranke und sterbende Kinder und Jugendliche sowie deren Familien optimal begleitet werden können. Mit der Etablierung des Interdisziplinären Universitätslehrgangs „Palliative Care in der Pädiatrie“ vor 15 Jahren kam in Österreich erstmals einen Gamechanger ins Spiel.
Die multiprofessionelle Versorgung von Kindern mit lebenslimitierenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen verlangt Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Die Art und Weise der intrapsychischen und intrafamiliären Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Sterben, Tod, und Trauer bei Kindern unterscheidet sich stark von jener der erwachsenen Palliative Care. Je nach Krankheitsbild kann sich dieser Verlauf – beginnend von der Diagnose bis zum vorzeitigen Versterben – über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken. Im Erwachsenenbereich hingegen spricht man im Zusammenhang mit Palliative Care meist von Wochen oder Monaten.
Den Tod studieren
Beim Universitätslehrgang „Palliative Care in der Pädiatrie“ lernt das medizinische Personal, wie junge Patient*innen in lebensbedrohlichen Situationen bestmöglich zu versorgen sind. Neben den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen müssen sie aber vor allem verstehen, was es für ein Kind oder einen Jugendlichen bedeutet, nie wieder gesund zu werden. Im Rollenspiel etwa wird Formulieren und Sprechen geübt. Es wird ausprobiert, reflektiert und analysiert. Ziel ist ein angstfreier, natürlicher und verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Sterben und Tod.
"Wir ermöglichen den Teilnehmer*innen seit nunmehr 15 Jahren ein Klima der Offenheit und des Vertrauens, um schließlich Kinder und Jugendliche mit schweren Erkrankungen auf höchst qualitativem Niveau versorgen zu können“, so das Lehrgangsleitungsteam Pädiatrie Dr. Sabine Fiala-Preinsperger, Prim. Univ. Doz. Dr. Erwin Hauser, Renate Hlauschek, MMSc und Helga Schiffer. Gründungsmitglied des erstmals 2006/2007 initiierten Lehrgangs war übrigens auch der Schweizer Paar- und Familientherapeut Peter Fässler-Weibel, der schon zu Lebzeiten als Pionier im Bereich Palliative Care galt.
Herausforderungen und Partner
Aufgrund der COVID-19 Pandemie wurde der Lehrgang 2020/2021 gemeinsam mit den langjährigen Partnern Paracelsus Medizinische Privatuniversität, St. Virgil Salzburg und dem Dachverband Hospiz Österreich erstmals im Online-, Hybrid- sowie im Präsenzunterricht durchgeführt – mit Erfolg. Insgesamt konnten in diesem Lehrgang 30 neue Absolvent*innen zertifiziert werden. In sechs Ausbildungsblöcken während zwei Semestern wurden alle relevanten Themen medizinischer, pflegerischer, psychosozialer und spiritueller Natur bearbeitet und in Gruppenprozessen reflektiert.
Das Landesklinikum Baden-Mödling ist ebenfalls Partner des Lehrgangs und bekleidet zudem eine Vorreiterrolle in Sachen Palliative Care. Hier entstanden nämlich österreichweit die ersten Palliativbetten für Kinder.
Die interdisziplinäre Ausbildung Palliative Care in der Pädiatrie richtet sich vor allem an den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege, Ärzt*innen der Pädiatrie und Allgemeinmedizin, Absolvent*innen eines Lehrgangs für Palliativmedizin oder Palliativpflege, Mitarbeitende in Hospiz- und Palliativeinrichtungen sowie Therapeut*innen.
Immer mehr Institutionen schätzen inzwischen die Wichtigkeit und den Wert der multiprofessionellen Ausbildung und finanzieren ihren Mitarbeiter*innen den Universitätslehrgang. Außerdem gilt der Lehrgang als Teil des Universitätslehrgangs für Palliative Care an der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg (Abschlussmöglichkeit Master).
Der 16. Interdisziplinäre Universitätslehrgang Palliative Care in der Pädiatrie startet im Jänner 2022 (Dauer 2 Semester). Es sind nur mehr wenige Anmeldungen möglich: www.hospiz.at/palliativecare/anmeldung